Eigentlich sollte jeder neue Gleitschirm vor der Auslieferung exakt dem geprüften Muster entsprechen. In der Praxis landet diese Verantwortung aber oft bei Flugschulen, Händlern – oder sogar bei den Piloten. Das eigentliche Problem: minderwertiges Material von Gleitschirmen beeinflusst Sicherheit und Lebensdauer direkt.

In den letzten Jahren haben strengere EU-Vorgaben neue Nylonbeschichtungen gebracht: wasserlöslicher, weniger toxisch – aber empfindlicher. Feuchtigkeit, Hitze und UV setzen dem Tuch deutlich schneller zu. Was früher Jahrzehnte hielt, schafft heute manchmal kaum drei Check-Intervalle.

Bereits ab Werk: Qualitätsunterschiede beim Tuch

Es gibt dokumentierte Fälle, in denen Schirme schon ab Produktion mit problematischem Tuch kamen – etwa Hinweise zu Dominico D30, später auch zu D20 sowie Porcher Skytex 42 und Skytex 38.
Aus unserer Praxis: Bei mehreren neuen Schirmen lag die Porosität des Tuchs im Schnitt nur bei ~300 s (früher bei Auslieferung ~5000 s JDC). Hersteller sagen, das Material altere langsamer. Unsere Erfahrung zeigt jedoch: Spätestens beim zweiten Gleitschirm-Check wird so ein Schirm oft nicht mehr als flugtauglich eingestuft.

Bei einem Kaufpreis um 5.500 € und durchschnittlich 40 Flugstunden pro Jahr wird die Flugstunde schnell teuer, wenn der Schirm nach vier Jahren ersetzt werden muss.

Gleitschirm-Check: Ihr Sicherheitsfilter

Ein Gleitschirm-Check ist heute wichtiger denn je. Er prüft u. a. Porosität, Festigkeit, Leinenlängen/-symmetrie und dokumentiert die Entwicklung über die Zeit.
So erkennen Sie früh, ob das Material ungewöhnlich schnell abbaut – und handeln rechtzeitig.

Unser Rat:

  • Vor dem Kauf prüfen lassen: Porosität messen, Materialdatenblatt einsehen.

  • Regelmäßig checken: Spätestens alle 24 Monate, bei viel Sonne/Feuchte früher.

  • Schutz im Alltag: Trocken lagern, keine Hitze im Auto, direkte UV-Strahlung vermeiden.

  • Bei Auffälligkeiten sofort zum Gleitschirm-Check: z. B. sinkende Porosität oder stark verändertes Start-/Flugverhalten.

Fazit

Sicherheit geht vor. Mit einem bewussten Umgang mit dem Material und einem konsequenten Gleitschirm-Check bleiben Ihre Flüge länger sicher – und machen mehr Spaß.

BHP -safety advisory DOMINICO D30

6 Gedanken zu “Die schleichende Gefahr: Wie minderwertiges Material die Lebensdauer von Gleitschirmen verkürzt

  1. Avatar-Foto
    Der Dude sagt:

    Vielen dank für die information!
    Frage mich aber bezüglich der kontrolle bei neukauf: hab ich denn ein anrecht darauf, dass die porösitätswerte (luftdurchlässigkeit?) hoch liegen müssen? Wie verhalten sich die hersteller dazu? Winden die sich nicht einfach mit iwelchen Floskeln, wie du beispielswiese bereits beschrieben hast „mit verbesserten abnützungserscheinugen“?

  2. Eugen Wolf
    Eugen Wolf sagt:

    Vielen Dank für deine Frage!

    In Bezug auf die Kontrolle beim Neukauf und deinem potenziellen Anspruch auf bestimmte Qualitätsstandards wie Luftdurchlässigkeit: Es ist wichtig zu wissen, dass Verbraucher in vielen Ländern das Recht auf Produkte von angemessener Qualität haben, die den üblichen Erwartungen entsprechen. Das schließt auch die Haltbarkeit und Gebrauchstauglichkeit des Produkts ein. Tatsächlich haben Verbraucher oft das Recht auf bestimmte Qualitätsstandards wie Luftdurchlässigkeit, da Hersteller in der Regel Musterprüfungen durchführen müssen, um sicherzustellen, dass ihre Produkte den festgelegten Standards entsprechen.

    Was die Porositätswerte betrifft und die Reaktion der Hersteller darauf: Ja, es ist bekannt, dass bestimmte Produkte wie die Domenico D30 und nun auch die Domenico D20 Probleme mit der Porosität aufweisen, was dazu führt, dass das Material schnell unbrauchbar wird. Einige Hersteller sind sehr kulant und bereit, in solchen Fällen den Schirm bei rechtzeitiger Reklamation umzutauschen oder anderweitig zu erstatten.

    Es ist jedoch zu beachten, dass es nach Ablauf einer bestimmten Zeit, z.B. nach zwei Jahren, möglicherweise schwieriger wird, solche Ansprüche geltend zu machen. Dies liegt daran, dass es schwierig sein kann, zu beweisen, dass der Schirm ordnungsgemäß gelagert oder verwendet wurde. In solchen Fällen könnten Hersteller sich möglicherweise zurückziehen.

    Es ist daher ratsam, bei Kauf von Produkten darauf zu achten, dass die Qualität den eigenen Erwartungen entspricht, und im Falle von Problemen rechtzeitig Reklamationen zu stellen. Es könnte auch hilfreich sein, alle relevanten Dokumente wie Kaufbelege aufzubewahren, um im Bedarfsfall Nachweise zu haben.

  3. Avatar-Foto
    Jörg sagt:

    Kunden u. Hersteller sollten das Recht auf Material der höchsten Qualität haben u. ggf. bei den EU-Behörden mit rückwirkendem Schadensersatz einfordern. Denn vieles kann giftig sein. Dann muss eben die Entsorgung u. nutzung darauf eingestellt werden, nicht die Produkte einfach hinterrücks ohne die KUNDEN/Hersteller einzubezieben aus dem Verkehr nehmen. Es ein wenig wie mkt der Atomkraft, ODER? Also Forxerungen stellen, Termine setzen u. bei Nichtreaktion Strafantrag wg. Hinterhältige Benachteiliging u. Schadensersatz FORDERN!! So würde ein schuh daraus, ODER?

  4. Eugen Wolf
    Eugen Wolf sagt:

    Jetzt ist die Wassercuppee dran die den Alarm auslöst
    Auschnitt:
    Empfehlung an alle Gleitschirmpiloten:
    Vor nächstem Flug Porositätsmessung durchführen lassen!


    Nach einem entsprechenden Hinweis des Verbandes an alle Gleitschirmhersteller haben wir in den vergangenen Tagen mehrere Porositätsmessungen im Luftfahrttechnischen Betrieb Wasserkuppe durchgeführt. Dabei sind Schirme mit geringen Luftwerten aufgefallen. Es handelt sich um Schirme, die Tücher vom Typ Dominico 30 DMF (DOKDO 30) verwenden.

    Es ist nicht auszuschließen, dass in einzelnen Segmenten verschiedener Gleitschirme verschiedener Hersteller und verschiedener Baujahre (auch aktuelle oder neue Geräte) dieses fehlerhafte Tuch verbaut wurde.

    Seit über einem Jahr werden die Luftwerte bei Verwendung der betroffenen Tücher während der Produktion alle 10 Meter gemessen. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass die Porositätsmessung nach kurzem Gebrauch dennoch zu niedrig ausfällt.

    Dieses Thema betrifft keinen bestimmten einzelnen, sondern alle Anbieter, die das weit verbreitete DOKDO 30-Material verwenden. Wir gehen davon aus, dass etwa 1-3 Prozent der Gleitschirme mit diesem Tuch betroffen sein dürften.

    Auf Anfrage beim Sicherheitsreferat des Deutschen Gleitschirm- und Drachenflugverbandes (DHV) wurde uns mitgeteilt, dass derzeit Untersuchungen zur Thematik laufen und auch die Paraglider Manufacturers Association (PMA) informiert wurde. Insbesondere geht es um die Frage, wie sich die erhöhte Luftdurchlässigkeit auf das Flugverhalten auswirkt.

    Gemäß den Rechtsvorschriften sind die Grenzwerte der Hersteller für die Luftdurchlässigkeit als Voraussetzung für die Lufttüchtigkeit verbindlich.

    Wir empfehlen daher vorsorglich allen Piloten, die einen Gleitschirm mit dem Tuch DOKDO 30 fliegen, an ihrem Gleitschirm (unabhängig von Hersteller, Modell und 2-Jahres-Check) vor dem nächsten Flug eine Porositätsmessung durchführen zu lassen.

    Solche Messungen kannst du bei uns in Elpe/Sauerland, im Luftfahrttechnischen Betrieb auf der Wasserkuppe, im Stubai und in Lüsen bekommen. Eine Messung mit dem Porosimeter dauert nur wenige Minuten und ist für bei uns gekaufte Geräte kostenlos; für andere Geräte berechnen wir 20 Euro pro Messung.

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